Rotwild R.X 735: auf Diät gesetztes All Mountain Bike (2024)

In die Modellpolitik von Rotwild muss man sich erstmal reinarbeiten. Da gibt es doch auch das Rotwild R.X 375 und das R.X 750. Man muss schon genau hinsehen, um die Bikes voneinander unterscheiden zu können. Charakterlich am nächsten kommt das R.X 735 in der Tat nicht dem mit ähnlich Akkuleistung ausgestatteten Big-Mountain-Modell R.X 750, sondern dem Light-Bike R.X 375. Von dem hat das R.X 735 nämlich die Geometrie geerbt: Silhouette, Hinterbaukonstruktion – beide Bikes sind kaum voneinander zu unterscheiden, lediglich fällt das Light-Bike R.X 375 dank Mini-Akku noch schlanker aus. Und beide Bikes gehören zu den leichtesten ihrer Zunft. In unserem Testfeld von elf All Mountain E-MTBs liegen die Kandidaten zwar nicht arg weit auseinander. Doch das Rotwild setzt klar die Benchmark: 22,11 Kilo wiegt das Bike komplett. Und das mit klassischem Shimano EP8 und dickem Akku. Das hat es nicht zuletzt dem sehr leichten Akku und den leichten Laufrädern zu verdanken.

Im Überblick: Technische Daten und Noten Rotwild R.X 735 Pro

>>Hier gibt’s alle elf Highend All Mountains im großen Vergleichstest<<

Rotwild R.X 735: auf Diät gesetztes All Mountain Bike (1)Foto: Josh WelzDas Rotwild R.X 735 Pro für 9499 Euro.

Die Fakten zum Rotwild R.X 735 Pro

  • Motor: Shimano EP8, 80 Nm max. Drehmoment
  • Akku: 720 Wh (entnehmbar)
  • Rahmenmaterial: Carbon
  • Federweg: 150/150 mm
  • Laufradgröße: 29 Zoll
  • Rahmengrößen: S, M, L (46 cm), XL
  • Preis: 9499 Euro >> hier erhältlich
  • Gewicht: 22,11 kg (Testbike in Größe L, EMTB-Messung)

Leichter Supersportler

Das R.X 735 räumt mit einem weit verbreiteten Vorurteil auf: Klassische E-MTBs bekommen immer dickere Akkus und werden zwangsläufig immer schwerer. Denn trotz 720er-Akku wiegt das Bike der Dieburger nur 22,1 Kilo. Rund 700 Gramm weniger als die nächst leichteren Kandidaten im Test. Das hat man mit einem leichten Rahmen, aber auch leichten Komponenten geschafft. Hauptrahmen und Hinterbau sind aus Carbon, nur der Dämpfer-Yoke wurde aus Alu gefräst. Laufräder und Akku gehören ebenfalls zu den leichtesten im Testfeld, und am co*ckpit leistet sich Rotwild als einer von wenigen Kandidaten einen Carbonlenker.

Ein solcher Spagat zwischen Akkugröße, simpler Entnahme und tollem Gewicht gelingt nur wenigen Bikes am Markt. Eines davon: Bulls’ Sonic Evo EN SL 2 Carbon. Kein Wunder, das Bulls-Bike stammt ebenfalls aus der Feder von Rotwild-Entwickler Lutz Scheffer. Mit geringem Gewicht, ausgewogenen Fahreigenschaften und attraktivem Preis ebenfalls ein heißer Tipp.

Rotwild R.X 735: auf Diät gesetztes All Mountain Bike (8)Foto: Josh WelzHauptrahmen und Hinterbau sind aus Carbon. Nur der Dämpfer-Yoke ist aus Aluminium. Aber auch dort wurde weggefräst, was nicht sein muss. So schafft es das Rotwild auf sein leichtes Gewicht.

Alter Bekannter: der Shimano EP8-Antrieb

Auch in Sachen Motor macht das Rotwild Gewicht gut. Mit 2,6 Kilo ist der Shimano EP8 das leichteste Aggregat im Test. Allerdings auch das schwächste. Aktuell rollen die ersten Rotwild-Modelle bereits mit dem EP801 vom Band. Das ist ein lohnendes Update, denn der neue Antrieb ist kräftiger und noch etwas geschmeidiger abgestimmt. Der Modellwechsel geht allerdings auch mit einer etwas besseren Ausstattung und höherem Preis einher. Der Nachfolger kostet 10499 Euro. Im Testvergleich kann der Shimano nicht mit den kräftigen Aggregaten von Bosch, Brose, Panasonic und schon gar nicht mit dem Dyname 4.0 im Rocky Mountain mithalten. Zwar liefert der EP8 ein ordentliches Drehmoment, doch es fehlt ihm an Dynamik. Da der Antrieb schon bei niedrigem Fahrerinput seine ganze Leistung liefert, gibt’s kein Leistungsplus mehr, wenn man vor steilen Rampen oder schwierigen Schlüsselstellen etwas Anlauf nehmen will.

Verlagssonderveröffentlichung

Rotwild R.X 735: auf Diät gesetztes All Mountain Bike (9)Foto: Josh WelzLeider noch der alte Bekannte: In unserem Testbike arbeitet noch der EP8. Die ersten R.X-735-Modelle rollen bereits mit EP801 vom Band. Die höhere Leistung muss man sich mit einem 1000 Euro höheren Preis erkaufen.

Die Geometrie

Modern, aber moderat, so kann man die Geometrie des Rotwild R.X 735 zusammenfassen. 470 Millimeter Reach, kletterfreudiger, 77,5 Grad steiler Sitzwinkel, mittellange 450er Kettenstreben - da gibt es keine auffälligen Ausreißer. Auch der Lenkwinkel passt noch zum Einsatzbereich, fällt mit 65,5 Grad aber eher steiler aus. Das macht das Bike im Traileinsatz quirlig, prädestiniert es aber nicht unbedingt für steile, garstige Downhills.

EMTB-Messwerte im Überblick (Rahmengröße L)

  • Sitzrohrlänge: 460 mm
  • Radstand: 1255 mm
  • Reach: 470 mm
  • Stack: 645 mm
  • Lenkwinkel: 65,5 Grad
  • Sitzwinkel: 77,5 Grad
  • Kettenstrebenlänge: 450 mm

Die Ausstattung des Rotwild R.X 735 Pro

Mit 9499 Euro kommt das Rotwild in der teureren Preisgruppe in unserem Testfeld unter. Klar: Carbonrahmen und deutsches Engineering - das allein hat schonmal seinen Preis. Die Eightpins-Teleskopstütze, wenn auch in der günstigeren Ausführung und der Carbonlenker passen ebenfalls ins Gefüge. Der Rest der Ausstattung ist aber eher Hausmannskost: In Sachen Schaltung gibt’s einen XT/SLX-Mix von Shimano, die Synthesis-Alulaufräder von Crankbrothers sind ebenfalls eher günstig. Bei der Bereifung stellt Rotwild das Gewicht in den Vordergrund: Schwalbes Magic Mary in der Super-Ground-Ausführung und auch der Hans Dampf am Hinterrad sind mangels Nehmerqualitäten nicht für ruppige Downhills prädestiniert. Nur Mittelklasse beim Fahrwerk: Performance-Gabel und -Dämpfer von Fox. Ein Factory-Fahrwerk gönnen die Dieburger ihren Kunden erst in der Ultra-Modellausführung. Diese Variante konnten wir ebenfalls schon testen.

Rotwild R.X 735: auf Diät gesetztes All Mountain Bike (10)Foto: Josh WelzBegrenzte Einstelloptionen: Fox 36 Float Performance E-Optimized. Das teurere 2024er Modell bekommt dann aber die Fit4-Kartusche der Factory-Gabel.

Leichtfüßig und tourenverliebt: Das Rotwild R.X 735 im Praxis-Test

Dicker Akku, geringes Gewicht - Rotwild zeigt beim R.X 735, dass diese Kombination möglich ist. Denn trotz 720er-Akku wiegt das Bike der Dieburger nur 22,1 Kilo. Rund 700 Gramm weniger als die nächst leichteren Kandidaten im Test. Das macht sich auch gleich beim Aufsitzen bemerkbar. Denn in Kombination mit der gemäßigten Geometrie lässt sich das Rotwild sehr leichtfüßig und entspannt dirigieren. Wer ein E-Mountainbike mit vollem Schub und großem Akku sucht, das möglichst nah am Handling eines klassischen Mountainbikes landet, wird hier positiv überrascht.

Rotwild R.X 735: auf Diät gesetztes All Mountain Bike (11)Foto: Josh WelzPraktischer geht es kaum: Ein Druck auf den Quick-Release-Button reicht, und die 720-Wh-Batterie löst sich aus dem Unterrohr des Rotwild. So wird die Akku-Entnahme zum Kinderspiel. Gewichtsnachteil? Mit 3586 Gramm ist der Akku samt Cover extrem leicht, das Komplett-Bike ebenfalls.

Die Front fällt flach aus, die Sitzposition sportlich angehaucht, aber sehr ausgewogen. Lange Touren werden so zum Genuss. Weitere Stärke: Auf flachen Trails flitzt das Vollcarbon-Bike sehr leichtfüßig und spritzig voran und lässt sich gut beherrschen. Dazu tragen nicht zuletzt die leichten Laufräder bei. Gerade im gemäßigten Einsatz und im Mittelgebirge macht das Rotwild also eine sehr gute Figur und zielt mit seiner sportlichen aber sehr angenehmen Sitzposition auf erfahrene Biker, die vielleicht auch gerade erst aufs E-MTB umsteigen.

Handlich aber wenig Enduro-Potential - Rotwilds R.X 735 in schwerem Gelände

Wenn der Untergrund des Trails garstig und das Gefälle steil wird, ist das Rotwild allerdings weniger in seinem Element. Dann lastet etwas viel Druck auf der tiefen Front, dazu kommen der recht steile Lenkwinkel und die dünnwandigen Reifen, die einen zu hohen Luftdruck erfordern. Das schmälert die Fahrsicherheit. Für Enduro-Abstecher gibt es also gelungenere Kandidaten im Testfeld. Auch das fast baugleiche Sonic Evo EN SL 2 hatte uns hier in einem Test im letzten Jahr besser gefallen. Was leider beide Kandidaten, Bulls und Rotwild eint: Nerviges Klappern aus Motor und Rahmen bergab.

Im Uphill zeigt sich das R.X 735 als unkomplizierter Kletterer. Das Heck arbeitet gut und liefert viel Traktion. Nur wenn es sehr steil wird, will die Front beim Rotwild aktiv belastet werden. Und dem Shimano EP8 fehlt dann im direkten Vergleich mit Bosch, Brose, Panasonic oder Rocky Mountain etwas an Durchzug. Steile Anstiege müht er sich zwar hoch, ohne dass er dem Piloten zu viel abverlangt. Dynamisches Beschleunigen vor Schlüsselstellen oder steilen Rampen bergauf ist aber kaum möglich.

Rotwild R.X 735: auf Diät gesetztes All Mountain Bike (12)Foto: Max Fuchs.Rotwilds R.X 735 klettert solide, bei der Spitzenleistung fällt Shimanos EP8 aber etwas hinter die Konkurrenz zurück. Das 2024er Modell des R.X 735 steht aber schon in den Startlöchern und bietet mit Shimanos EP801 mehr Leistung, soll aber auch deutlich teurer sein.

Wer sich hier mehr wünscht, der kann aber auch einfach auf das 2024er Modell von Rotwilds R.X 735 warten. Das steht bereits in den Startlöchern und kommt mit Shimanos neuem EP801, der nachweislich mehr Leistung liefert als der Vorgänger, ohne Nachteile bei Gewicht und Reichweite. Das von uns getestete Bike mit EP8 ist daher gerade etwas unterhalb des UVP zu bekommen, das neue Bike wird leider deutlich teurer sein.

Das EMTB-Fazit

Spritziger und leichtfüßiger Flitzer für sportliche Touren und seichte Trails. Leichtestes Bike im Test! Die ausgewogene Geometrie ist top, auf derben Abfahrten fehlt es dem Rotwild aber an Souveränität.

Rotwild R.X 735: auf Diät gesetztes All Mountain Bike (13)Foto: Markus GreberEMTB Chefredakteur Josh Welz.

Vorteile

  • Spritziges Handling
  • Sehr leicht, trotz guter Reichweite
  • Schnelle Akku-Entnahme
  • Komfortabel und unkompliziert auf Tour

Nachteile

  • Klappert bergab
  • Mäßige Fahrsicherheit
  • Pannenanfälliger Vorderreifen
  • Shimano EP8 nach heutigem Standard recht schwach

Technische Daten und Noten Rotwild R.X 735 Pro

Herstellerangaben

  • Preis: 9499 Euro >> hier erhältlich
  • Größen (Sitzrohr) / Rahmenmaterial: S, M, L (getestete Größe 46 cm), XL / Carbon

Messwerte²

  • Gewicht²: 22,11 kg
  • Reichhöhe¹: 1768 (+37)hm
  • Durchschnittsgeschwindigkeit: 14,3 km/h
  • Federweg vorne/hinten: 150/150 m
  • Schwerpunkthöhe: 532 mm
  • Lenkerbreite: 780 mm
  • Kurbellänge / Q-Faktor: 165 mm / 180 mm
  • Bodenfreiheit⁴: 499 mm

Ausstattung

  • Motor: Shimano EP8
  • Max. Drehmoment³: 80 Nm
  • Akku³ / -Gewicht²/ Preis Ersatz-Akku: Rotwild IPU735 Carb / 720 Wh / 3586 g / 1249,90 Euro
  • Schaltung: Shimano XT/SLX
  • Übersetzung (v. / h.): 34; 10–51
  • Display: Shimano EC-EM800
  • Zul. Gesamtgewicht³: 130 kg
  • Gabel / Dämpfer: Fox 36 Float Performance E / Fox Flot X Performance
  • Teleskopstütze: Eightpins H01, 180 mm
  • Bremse / Disc Ø (vorne / hinten): Shimano XT / 203 mm / 203 mm
  • Laufräder: Crankbrothers Synthesis Enduro E29
  • Reifen: Schwalbe Magic Mary SuperGround; Hans Dampf SuperTrail 29 x 2,4

EMTB-Testurteil⁵: 8,5 Punkte - sehr gut

Rotwild R.X 735: auf Diät gesetztes All Mountain Bike (14)Foto: EMTB-TestabteilungRotwild R.X 735 Pro - Geometriedaten

Rotwild R.X 735: auf Diät gesetztes All Mountain Bike (15)Foto: EMTB-TestabteilungRotwild R.X 735 Pro - CharakteristikRotwild R.X 735: auf Diät gesetztes All Mountain Bike (16)Foto: EMTB-TestabteilungRotwild R.X 735 Pro - Testdiagramm

¹Die Reichhöhe wurde bei standardisierten Messfahrten an einem Asphaltanstieg mit 12,2 Prozent Steigung ermittelt. Höchste Unterstützungsstufe, 150 Watt Tretleistung des Fahrers, Fahrergewicht inkl. Ausrüstung 89 kg. In Klammern die Höhenmeter im deutlich gedrosselten Notlauf-Modus. Die Durchschnittsgeschwindigkeit bezieht sich auf die Fahrt bei voller Unterstützung.

²Ermittelt auf den Prüfständen im EMTB-Testlabor, Gewicht ohne Pedale. Akku-Gewicht ggf. inkl. verschraubtem Cover.

³Herstellerangabe

⁴Stufentest, gemessen mit 36 Zentimeter erhöhtem Hinterrad

⁵Das EMTB-Urteil gibt den subjektiven Eindruck der Tester und die Ergebnisse der Reichhöhenmessung und der Labortests wieder. Das EMTB-Urteil ist preisunabhängig. EMTB-Urteile: super (ab 9,0), sehr gut (ab 8,0), gut (ab 7,0), befriedigend (ab 6,0), mit Schwächen (ab 5,0), darunter ungenügend.

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Author: Mrs. Angelic Larkin

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